"Ja, Geddestraße. Joann Wolfgang Gedde. Sie kennen bestimmt, Landsmann von Ihnen."
"Goethestraße, stimmt, die ist da vorne. Aber wollten Sie nicht eigentlich zu Ihrer Familie nach Hause und Weihnachten feiern?"
"Ja, Weihnachten feiern, aber Baum bei meine Schwager auf Balkon. Bitte, Herr, nix böse sein, meine Schwager is letzte Station von unsere Reise, dann fahren nach Hause."
Die Familie des Schwagers wohnte Parterre in einem Mehrfamilienhaus. Auch hier wurden wir gastfreundschaftlich aufgenommen. Während Odysseus mit seiner Schwägerin in der Küche schwatzte, nahm mich sein Schwager beiseite und bot mir ein Bier an. Wir setzten uns an den Esszimmertisch.
"Danke, dass Sie meinen Schwager hergefahren haben. Er ist noch nicht lange in Deutschland und tut sich noch etwas schwer. Zum Wohl!"
Wir prosteten uns zu und nippten an unseren Nulldreifläschchen, während Odysseus grinsend im Türrahmen erschien.
"Guter Mann!" sagte er und zeigte auf mich, "sehr guter Mann!"
Wir verließen die Goethestraße mit einem schmucken Tännchen auf dem Rücksitz und den allerbesten Segenswünschen zum frohen Fest.
Kurz vor sechs hielten wir dann endlich in der Beethovenstraße. Wir stiegen aus, Odysseus trug den Korb mit den Geschenken, ich hielt das kleine Tännchen fest umschlossen in meiner Hand.
Odysseus schloss die Haustüre auf, machte Licht im Treppenhaus und wir stiegen hinauf in den zweiten Stock. Dort klopfte er an eine Wohnungstür. Kinderschreie im Flur: "Ich, ich, ich!" Nein, ich!" Dann wurde die Tür geöffnet und zwei Kinder standen da, Fatima und Mehmet, und riefen abwechselnd und im Chor: "Papa! Papa! Papa!"
Wir betraten eine kleine, aber gemütlich hergerichtete Wohnung. Im Wohnzimmer stellten wir Korb und Tännchen ab und begrüßten Frau Schulze, die - typisch Weihnachten - mit einer Schürze aus der Küche kam. Odysseus begrüßte sie liebevoll und stellte mich als seinen großen Retter in der Not vor. Ich winkte bescheiden ab, genoss aber auch ein bisschen die Dankbarkeit, die mir von allen Mitgliedern der Familie entgegengebracht wurde.
"Spiel mit uns! Spiel mit uns!" riefen die beiden Kinder und klammerten sich an mich, aber ich musste ihnen leider sagen, dass zuhause auch eine liebe Frau auf mich wartete.
(Fortsetzung folgt...)
Aus: Stefan Grimm, Die Stadt in der Schachtel, erschienen im Regia-Verlag in Cottbus
Allen einen wunderschönen dritten Advent !
Eine schöne Geschichte, bin neugierig wies weitergeht, freue mich auf die Fortsetzung.
AntwortenLöschenIch wünsche dir auch einen schönen dritten Advent, Ilse.
Hallo Inge,
AntwortenLöschendanke für deinen Besuch und Grüße. Freut mich dass es dir bei mir gefallen hat.
Wünsche dir schöne genussvolle Adventstage.
Viele Grüße aus SChweden
*Romy*
Liebe Inge,
AntwortenLöschendanke für die schöne Geschichte und ich freu' mich schon auf die Fortsetzung...
ich wünsche Dir eine schöne Vorweihnachtszeit und schicke Dir viele liebe Grüße aus dem eingeschneiten Drosselgarten